18 November 2015

[Magendrehung - ein Albtraum wurde wahr]

MAGENDREHUNG ... eine der gefürchtetsten Krankheiten bei Hunden und der Albtraum eines Hundebesitzers. Jeden Hund kann es treffen, jedoch insbesondere große Hunde sind häufiger davon betroffen. Es geht um jede Minute. Eine Magendrehung ist immer ein absoluter Notfall. Die Prognose ist umso positiver, je schneller der Hund nach den ersten Anzeichen beim Tierarzt ist.

Als Doggenbesitzer habe ich mich natürlich mit den Symptomen und der Prävention von Magendrehungen beschäftigt. Dabei aber immer gedacht gehofft, uns wird es schon nicht treffen. Dieses Wunschdenken funktionierte nur leider nicht. Das Schreckgespenst Magendrehung kam unerwartet und viel früher als jemals gedacht. Im Juli dieses Jahres, Dion war gerade einmal 14 Monate alt, mussten wir diese leidvolle Erfahrung am eigenen Leib mit durchleben. Wir hatten Glück. Wir waren schnell genug ... Er hat überlebt!

Ein paar Stunden vor der Magendrehung




Der 11. Juli 2015, zunächst ein ganz normaler Tag. Es war ziemlich warm, daher sind wir erst am Nachmittag eine größere Runde mit Dion durch den Wald gelaufen. Dort war es schon kühl und angenehm. Wir waren ausgelassen, hatten viel Spaß und spielten alle drei miteinander. Es war ein schöner Sommertag.

Abends bekam Dion seine normale Portion Trockenfutter [circa 400g]. Alles war ganz normal. Er frass wie immer. Nichts war irgendwie auffällig.

Eine halbe Stunde danach kam mein Papa zu Besuch. Es war immer noch alles ganz normal. Dion freute sich kurz, war aber nicht besonders aufgeregt und hüpfte auch nicht durch die Gegend oder so. Die Begrüßung verlief ganz ruhig.

Wir hatten an dem Abend eigentlich vor mit meinem Papa Essen zu gehen. Dion sollte nicht mitkommen, da es in dem Restaurant immer sehr voll ist und die Gänge sehr eng sind, sodass er da auch nicht richtig liegen hatte können. Irgendwie hatten wir aber noch nicht so viel Hunger und wollten daher erst später losfahren.

Wir saßen also auf der Couch und quatschten. Dion lag auf einem der Teppiche im Wohnzimmer und döste vor sich hin. Im Nachhinein vielleicht ein bisschen komisch, denn er liegt eigentlich so gut wie immer auf dem Sofa. Es war aber ein warmer Sommertag, ihm kann also auch einfach nur warm gewesen sein und er wählte deshalb lieber den Fußboden. Ich weiß es nicht.

Die Zeit verging weiter unauffällig. Ungefähr eine Stunde später rief mein Mann Dion zu uns auf die Couch. Der wollte erst nicht richtig, kam dann aber doch auf die Couch und legte sich hin. Im Nachhinein gesehen war es absolut komisch, wie er sich hinlegte. Denn seinen Kopf legte Dion nicht normal auf die Couch, sondern ließ ihn runterhängen. In dem Moment ist uns dies jedoch nicht aufgefallen.

Auf einmal, circa fünf bis zehn Minuten später und ungefähr 1 1/2 h nach dem Fressen, fing Dion an zu würgen. Mein Mann griff schnell nach einer Decke, um diese unter Dions Kopf zu halten, damit er nicht das komplette Sofa einsaut und ich rief: "In den Garten". UND Dion stand wirklich auf und ließ sich in den Garten bugsieren. Im Nachhinein auch ganz komisch, denn Dion hat sich sonst, wenn er sich übergeben musste, noch nie irgendwohin bewegen lassen. Er  hat eigentlich immer an Ort und Stelle alles rausgelassen.

Im Garten angekommen kam es jedoch zu keiner Verbesserung. Dion würgte weiter und nichts kam. Er legte sich ins Platz ins Gras und würgte und würgte. Es kam jedoch nichts, außer Sabber, die einfach aus den Lefzen lief. Langsam bekamen wir Panik. Hier kam auch zum ersten Mal der Gedanke an eine Magendrehung. Zunächst traute ich mich jedoch nicht meinen Verdacht laut auszusprechen. Das erfolglose Würgen löste diesen Gedanken bei mir aus, den ich dann nach ein paar Sekunden auch meinem Mann mitteilte. Dions Bauch war zu diesem Zeitpunkt nicht aufgebläht. Es war jedoch nicht zu übersehen, dass es ihm wirklich schlecht ging und das innerhalb weniger Minuten.

Wir haben glücklicherweise ein absolut gutes Verhältnis zu Dion seiner Züchterin und können uns bei allen Sorgen, Nöten und natürlich auch schönen Sachen an sie wenden. Mein Mann meinte daher sofort, dass ich sie anrufen soll. Gott sei Dank ging sie sofort ans Telefon. Ich teilte ihr die Symptome mit und sie meinte, es deutet schon auf eine Magendrehung hin und wir sollen lieber einmal zu viel als einmal zu wenig in die Tierklinik fahren. Zusätzlich dazu meinte sie, dass Dion so gut wie möglich in Bewegung bleiben soll. Es waren wieder nur eine oder zwei Minuten vergangen, aber nun gab es eigentlich keinen Zweifel mehr für uns, dass es sich um eine Magendrehung handelt. Dion gaste wortwörtlich auf. Sein Bauch blähte sich zunehmend auf und wurde hart.

Mein Mann suchte schnell alle Sachen von Dion, wie Impfausweis, Leine und Halsband,  zusammen und ich lief  kleine Runden mit Dion im Garten und rief gleichzeitig bei der Notfallnummer unserer Tierärztin an, um uns schon einmal anzumelden. Solche Dinge passieren ja irgendwie immer grundsätzlich außerhalb der normalen Öffnungszeiten am Wochenende. Nur leider verfolgte uns hier das Pech. Es ging niemand ran.
Mein Mann schaltete sofort und hatte in Nullkommanix die Telefonnummer und Adresse einer Tierklinik in unserer Nähe rausgesucht. Es ging alles unheimlich schnell. Hund ins Auto, telefonische Voranmeldung in der Tierklinik und los ging es.

Die Fahrt in die Tierklinik war der Horror! Insgesamt also vom Anfang des Erfolglosen-Würgen bis zur Ankunft bei der Tierklinik waren nur ungefähr 25 Minuten vergangen. Die Fahrt kam mir in dem Moment jedoch unheimlich lange vor. Dion lag im Kofferraum und ich saß auf der hinteren Sitzbank, um ihn von dort aus besser beruhigen zu können. Sein Anblick war schrecklich. Ich kämpfte mit den Tränen, versuchte jedoch stark zu bleiben. Dion musste unheimliche Schmerzen gehabt haben. Er jammerte und schmieß sich von links nach rechts. Am Schlimmsten war es jedoch für mich, wenn er sich kurz nicht bewegte. Ich hatte dann immer sofort noch mehr Panik, dass sein Kreislauf wegbricht. Das war zum Glück nicht der Fall. Er konnte auch selbstständig aus dem Auto aussteigen und in die Tierklinik reinlaufen.

Dort wartete man schon auf uns. Dion kam in den Behandlungsraum und wurde kurz untersucht. Es war eigentlich aufgrund des dicken Bauchs von Vorne herein klar, dass es sich um eine Magendrehung handelte. Er bekam gleich ein Scherzmittel verabreicht und wurde anschließend sofort geröngt. Ich bin ganz selbstverständlich mit ihm in den Röntgenraum marschiert, bis mir dann doch noch eingefallen ist, dass ich ja schwanger bin und das Röntgen daher für mich tabu ist. Vorher hab ich da irgendwie gar nicht drüber nachgedacht. Mein Mann assistierte dann also stattdessen.

Auf dem Röntgenbild war nicht ganz klar, ob der Magen wirklich gedreht war. Aber da Dions Bauch so hart und dick war, gab es eigentlich wenig Zweifel und so wurde sofort alles für den OP vorbereitet ...

Die Operation sollte circa zwei bis drei Stunden und wir wurden vom Klinikpersonal angewiesen nach Hause zu fahren. Sie würden uns anrufen, sobald es etwas Neues gibt.

Noch völlig durcheinander verließen wir also die Klinik und fuhren nach Hause. Dort konnte ich nichts mit mir anfangen. Ich wusste einfach nicht, was ich nun tun sollte. Ich fühlte mich leer. Es war gut, dass mein Vater zu Besuch war. Er hatte uns auch mit in die Klinik begleitet und dadurch dass er da war, waren wir irgendwie genötigt normal weiterzumachen und nicht einfach nur in der Ecke zu sitzen und zu heulen.

Ich schaute permanent auf mein Handy und überlegte zwischenzeitlich schon, ob ich mich in der Hektik vielleicht verschrieben und die falsche Handynummer angegeben habe. Denn der Anruf aus der Tierklinik kam und kam nicht. Wir erwarteten die Benachrichtigung aus der Klinik eigentlich so gegen 21:30 Uhr. Wir trauten uns irgendwie aber auch nicht selbst anzurufen - aus Angst vor schlechten Nachrichten. Gegen 22:30 Uhr hielten wir es aber einfach nicht mehr aus. Mein Mann rief an und uns wurde mitgeteilt, dass die Operation abgeschlossen sei und alles gut verlaufen war. Dion war jedoch noch nicht wieder wach und schlief noch. Die Tierärztin entschuldigte sich noch, dass sie nicht gleich angerufen haben. Aber direkt nach Dion kam der nächste Notfall und musste auch sofort operiert werden. Sie kam gerade erst aus dem OP.

Wir waren unheimlich erleichtert, auch wenn die kritische Phase natürlich noch nicht überstanden war. Wir sollten am nächsten Morgen wieder gegen 9 Uhr anrufen. Die Nacht verlief relativ ruhig und ich konnte sogar schlafen.

Der nächste Morgen ohne Hund war komisch. Er fehlte uns sehr. Pünktlich um 9 Uhr riefen wir natürlich in der Tierklinik an. Dion war wach und hatte die Narkose scheinbar auch gut überstanden. Sie waren sogar schon mit ihm draußen und er hatte auch schon gepullert. Mir fiel ein Stein vom Herzen ...



Wie Dion die Tage in der Tierklinik und seine "Rehaphase" Zuhause verbrachte, werde ich euch im nächsten Post berichten.